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Blinde Wut

  • gabrieleheyne
  • 13. Juli
  • 1 Min. Lesezeit
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Im Morgengrauen wurde ihr erst richtig klar, was sie am Abend zuvor gesehen hatte. Er, der Mann, von dem sie glaubte, er sei der Einzige, der Wahre, dem ihr ganzes Herz gehörte und nicht nur ihr Herz - sie hatte sich ihm ganz verschrieben und vertraut - diesen Mann hatte sie mit einer Anderen gesehen. Sie hatte gesehen, dass er diese Frau umarmt und geküsst hatte.

Sie war erstarrt, hatte nicht reagieren können und dann eine Flasche Wein getrunken.

Während sie jetzt langsam wach wurde, die Bilder wieder an Klarheit zunahmen, wuchs eine Riesenwut in ihr.

Sie stand auf, zog sich hastig etwas über, stürzte hinaus - eigentlich ohne Ziel, aber in der Hoffnung, ihn irgendwo zu sehen. Sie rannte im ersten Morgenlicht durch die Straßen, lief die Treppen zur U-Bahn hinunter und - da sah sie ihn, wie er mit seinem Rücken zu ihr stand, scheinbar gelassen, an der Bahnsteigkante und wartete auf den Zug.

In blinder Wut, ohne klaren Gedanken, lief sie auf ihn zu und mit all dem Schmerz, der Enttäuschung und der Verzweiflung, stieß sie ihn ins Gleisbett - war selbst erstaunt über ihre Kräfte, als sie ihn stürzen sah - - - um dann zu erkennen, dass nicht er es war, sondern ein Fremder.

 

 

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