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Abschied von einer Last

  • gabrieleheyne
  • 6. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit
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Seit Hilde die belastende Geschichte über ihre Kindheit mit dem Großvater aufgeschrieben und ins Netz gestellt hat, fühlt sie sich erleichtert. Es ist wie eine Last - die zu tragen über viele Jahre schwer war - nun abgelegt ist und sie sich ausruhen darf.

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Es ist, als kann sie sich jetzt erst auf eine heitere Zukunft einstellen.

In all den Jahren hatte sie sich nicht erlaubt, alles laut auszusprechen. Es waren immer nur Andeutungen, weil sie Angst hatte, dass jemand Anstoß nehmen könnte oder sie jemanden verletzt. Dabei fühlte sie sich all die Jahre wie ein verletztes Tier, das in seinem Gedankengefängnis kreist. Sie hatte erlebt, dass eine Nachbarin - sie waren als Nachbarkinder miteinander aufgewachsen - sie beschimpft hat und der Lüge bezichtigt. Auch hatte Hilde eine Therapeutin - die sich so nannte - erlebt, die ihr sagte, sie würde sich das alles nur einbilden.

So wird es vielen, vielen Menschen ergehen, die gerne über eine solche Last sprechen würden, wenn die Angst nicht zu groß wäre.

Es ist an der Zeit, laut zu werden und Gehör zu finden für dieses Thema. In den Medien werden den Menschen alle möglichen Grausamkeiten schamlos gezeigt, aber über das, was da in unserem Land und in den Familien Kindern angetan wird, ist man noch immer zurückhaltend.

Hilde erinnert an ein Interview, das sie im Fernsehen gesehen hatte, bei dem ein Mann erzählte, was er als Kind mit einem Priester erlebt hat. Er wagte es den Geschlechts-Vorgang auszusprechen. Eine Stunde später - dasselbe Interview - war diese Aussage des Opfers ausgeschnitten und das Ganze war auf eine Kurzmitteilung reduziert. Warum?

Wen wollte man da schützen??


Was vielen nicht klar ist:

Missbrauch ist nicht nur etwas, was diese Menschlein mit Schmerzen ertragen müssen, sondern etwas, was deren ganzes Leben prägt. Es ist nicht nur der Akt der Vergewaltigung, sondern es sind auch die begleitenden Umstände, die Kinderseelen verstören bis zerstören können.

Das ganze Leben ist überschattet und ein wirkliches Vergessen gibt es nicht. Die Erinnerungen mit all ihren Begleiterscheinungen sind im Unbewussten gespeichert und wirken von da auf das ganze weitere Leben ein.

In den vielen Jahren, in denen Hilde als psychologische Beraterin gearbeitet hat, sind an sie viele „Fälle“ von Missbrauch herangetragen worden. Größtenteils waren die Täter aus der Familie und immer wieder will das Umfeld nichts davon bemerkt haben.

Manchmal bleibt Hilde nachdenklich an der nahen Grundschule stehen und beobachtet die Kinder auf dem Pausenhof. Sie hat gelesen, dass jedes 5. Kind von Missbrauch betroffen ist...


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