top of page

Unwetter

  • gabrieleheyne
  • 3. Sept. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. März

ree

Es donnert - noch leise, aber das Donnerrollen kommt immer näher. Hilde sitzt in ihrem alten, bequemen Sessel am Fenster. Sie fühlt sich nicht wohl. Gewitter machen ihr Angst. Sie erinnert sich an ein Unwetter, als sie etwa 8 Jahre alt war.

Damals sah der Himmel bedrohlich gelb und schwarz aus. Es lag etwas Unheilvolles in der Luft.

Die Tage zuvor war es sehr trocken gewesen. Jetzt wirbelte der Wind die trockene Erde auf, so dass das Nachbarhaus im Staub nur nebelhaft erkennbar war. Hilde war allein im oberen Stockwerk und wollte gerade die Treppe hinunter gehen zu den anderen, als eine plötzliche Sturmbö das Fenster vor ihr eindrückte. Staub- und Hagelkörner flogen auf sie zu und um sie herum und prasselten dann vor ihr die Treppe hinunter. Grelle Blitze erhellten den Himmel, schnell gefolgt von lautem Donner.

Erst stand sie erschrocken, wagte nicht sich zu bewegen. Dann ging sie Schrittchen für Schrittchen zurück in das nächste Zimmer, von wo aus sie in den Hof und über das Gärtnereigelände schauen konnte. Die Bäume bogen sich im Wind, Gegenstände flogen umher. Der Sturm hatte das Garagendach aus der Verankerung gerissen und trug es durch die Luft. Es krachte mit lautem Getöse abgeknickt einige Meter weiter auf den  Hühnerstall. Die Schreie der Hühner übertönten das Gewitterdonnern und das Toben des Sturms. Hilde stand starr vor Angst.

Irgendwann wurde es still, unheimlich still. Der Himmel wurde wieder heller und den Donner hörte man nur noch in der Ferne.

Hilde zitterte am ganzen Körper. Es dauerte eine Weile bis sie es wagte langsam und vorsichtig zur Treppe zu gehen. Sie hielt sich am Treppengeländer fest, um auf den nassen Stufen und über die letzten Hagelkörner nicht auszurutschen. Vom Hof aus sah sie die zerborstenen Scheiben des Treibhauses.

Die Salat- und die Kohlköpfe auf dem Feld hatten „Schlaglöcher“ von den Hagelkörnern und waren zum Teil unter dem Hageleis begraben. Die Arbeit von Wochen war dahin.

Die folgenden Tage gab es Hühnersuppe und Hühnerfrikassee. Hilde konnte das nicht essen. Noch lange hatte sie die Schreie der Hühner im Ohr.

Noch heute kommt Hilde bei jedem Gewitter dieses Unwetter in Erinnerung und immer ist sie froh, nicht mehr um Haustiere, Obst, Gemüse und Blumen bangen zu müssen, die den Lebensunterhalt ausmachten.

Ob man damals gegen solche Schäden Versicherungen hatte?

 

bottom of page